Freitag, 5. März 2010

Ver- und Entsorgung

Unsere Ver- und Entsorgung


Unser Auto ist klein. Nicht, wenn es mit indischen Autos verglichen wird, da haben wir immer ein schlechtes Gewissen, weil in Autos unserer Grösse manchmal 30 Inder transportiert werden. Klein ist es als Wohnung für zwei recht verwöhnte Mitteleuropäer...uns.

Wir haben wenig Stauraum und wenige Fächer, um wegzuräumen. Also liegt alles rum und wir kaufen nur ein (nach einer heftigen, kurzen Lernphase), was wir binnen 2 Tagen sicher verbrauchen.


Das bedeutet aber auch, dass wir fast ständig nach etwas Ausschau halten, was im Zweifel gerade nicht zu bekommen ist. Das können Zwiebeln sein oder Klopapier, ständiges Thema ist Wasser- wir trinken frisch nur abgepacktes und aufbereitetes Trinkwasser. Unser Wassertank kann nicht ständig mit einwandfreiem Trinkwasser gefüllt werden (solches Wasser ist unterwegs nicht billig), also benutzen wir unser Wassersystem nur für Waschen, Abwaschen und selten für Tee oder Kaffee, weil abgekocht.


In Indien kann fast an jeder Ecke und zu jeder Tages- und Jahreszeit gekauft werden: Chips, Handykarten, Lotterielose, Knabbereien, Nüsschen und Kekse.

Was wir suchen, ist schwieriger zu finden. Da gibt es eine ganze Strasse mit Blumengestecken oder Blütenketten. Es gibt Strassenzüge mit Metallwaren oder Autozubehör. Oft finden sich auch Obststände in Reih und Glied. OK, Wasser in Plastikflaschen gibt es fast überall.

Und auch erwähnenswert: Restaurants (die wir besuchen) nehmen bei Getränken fast nie einen Aufschlag gegenüber dem Verkaufspreis im Kiosk oder Kramladen. Das liegt nicht an deren hohen Preisen, nein, in den wenigen Supermärkten kosten Getränke fast dasselbe. Getränke sind also keine wirkliche Herausforderung.


Brot gibt es fast nirgends, bestenfalls pappiges Toastbrot, Milch manchmal lose, Nutella nur in Goa, Wurst nie, Fleisch von Rind und Schwein nicht (ausser Rind in Goa), Kaffee nahezu nur als lösliche Ware. Äpfel sind teurer als daheim, Obstsäfte auch. Am besten und günstigsten sind Papayas, Tomaten, oft Ananas, frische Kräuter, Eier, Bananen, Grundnahrungsmittel. Was (nur) Touristen wollen, ist teuer, alles andere günstig, wir stellen uns darauf ein.


Unser Kühlschrank läuft knapp 3 Tage ohne neue Stromzufuhr, das limitiert die Beschaffung weiter. Sollten wir noch mal losfahren, muss eine Solaranlage her. In Goa und Arambol haben wir nur deshalb nicht gelitten, weil wir Dinge in Kühlpension geben konnten. Wer will schon warmes Bier trinken?


Nach Essen und Trinken konfrontiert uns unser Körper unweigerlich mit einer anderen Aufgabe: Wie werden wir das alles wieder los? Im Bulli haben wir eine kleine Chemietoilette, vorgesehen für den Notfall, also Innenstädte und ähnliches. Die Leerung und Reinigung diese Klos ist nämlich weder angenehm noch überall möglich.


Täglich halten wir daher Ausschau nach Entsorgungsplätzen. Wenn wir abends einen Stellplatz suchen, achten wir schon darauf, ungestört einen Winkel finden zu können, de zu können, an dem man ungestört und unbeobachtet in die Hocke gehen kann.


Auch hier lernen wir allerdings: Wenn Inder mit einer Wasserflasche an uns vorbeigehen, ist das nicht immer eine Getränkereserve. Meist kommen sie kurz darauf mit leerer Flasche zurück. Das Wasser war die mitgeführte Toilettenspülung bzw. Waschwasser für die linke Hand.


Einige Male finden wir ruhige Nachtplätze, die sich morgens als - übrigens nicht stinkende - Dorftoilette entpuppen. Da hocken dann um uns herum überall Männer und haben Wasser in Flaschen oder kleinen Kannen dabei. Es geht wohl auch gar nicht anders, ganze Dörfer, in denen wir halten, haben überhaupt keine Porzellantoilette. Es gibt halt ein Örtchen, wo zum Teil auch gemeinsam hingegangen wird.


Nicht, dass jetzt jemand denkt: Wie sieht das denn da aus? Es fällt gar nicht auf. Die Natur recycelt bei den Witterungsbedingungen so schnell, dass wir kaum auf Hinterlassenschaften der Einheimischen stossen. Lediglich die Pinkelecken für Männer stinken wie Hulle.

Um uns herum....

Inder um uns herum


Schade, wir können kein Hindi. Allerdings haben wir auch keine Ahnung, ob das viel nützen würde. In Indien werden über 1600 Sprachen gesprochem.

So, wie Englisch kaum jemand auf dem Land spricht, denken wir ähnliches zu Hindi, allerdings ohne jeden Beleg.


Egal, die Inder kommen trotzdem und sind an uns und Bus sehr interessiert. Dabei ist es von untergeordneter Bedeutung, wo wir anhalten....

sie finden uns immer. Meist reden sie nicht, sondern gucken, oder besser glotzen. Ausdauernd! Da bieten sich folgende Strategien an:


  1. Wir suchen abends einen Schlafplatz. Da es recht früh dunkel wird- nämlich zwischen 18.00h und 19.00h - halten wir meist erst im Finstern. Das birgt Risiken, die Zahl der Besucher können wir regelmässig nicht absehen. Auch die Zeit des Besuchsbeginns nicht. Auf dem Land gibt es kaum Strom, das Leben richtet sich daher stärker nach dem Sonnenlauf als bei uns. Das hat zur Folge, dass Interessenten im Morgengrauen auf uns aufmerksam werden und dann nachgucken, was wir denn komisches sind. Ab ca. 06.00h ist dann um den Bus herum Geschnatter und Gegacker zu vernehmen. Auf die Idee, dass wir noch schlafen wollen, kommt hier keiner....es ist doch hell!
  2. Wir suchen früher, also im Hellen noch sichtbar als Fremde. Dann beginnt die Besuchszeit abends, morgens geht es aber nach gleichem Muster weiter. Es gibt ja viele, sehr viele Inder und es spricht sich schnell herum, dass wir da sind. Auch da, wo es keinen Strom gibt, sind Mobiltelefone flächendeckend verbreitet. Wenn der Besuch dann mal vor der Tür steht, können wir zuziehen. Der Bus hat für alle Fenster Verdunkelungsmöglichkeiten. Das ist zwar nicht völlig dicht, gibt aber schon ein etwas abgeschirmtes Gefühl. Dann klopfen die Gäste schon mal oder hauen an die Scheiben. Es wird auch gerne an der Klappe über der Stromzufuhr gefummelt. Blödes Geräusch, wenn man drinne sitzt....ob sie das wohl aushält? Wenn wir im Auto sind und alles zugezogen ist, erstaunt uns immer wieder die Geduld der Inder. Sie gehen nämlich auch dann nicht wieder, wenn just gar nichts passiert. Oft nehmen sie die Hockstellung ein, die wir seit der Türkei beobachten, darin halten sie es Stunden lang aus.
  3. Wir können aber auch alles auflassen, ja sogar die Schiebetür aufmachen. Dann knubbeln sich die Besucher heftig um die Tür und spähen ins Innere. Reden ist meist nicht, siehe oben, wir können kein Hindi/Ortssprache, Inder selten Englisch. Informationen werden trotzdem ausgetauscht. Bis Varanasi fragten alle: Woher kommt ihr? Das kann auf Englisch wie folgt klingen:
    1. What is your country? (Was ist dein Land?)
    2. Which country? (Welches Land?)
    3. Your country ? (Dein Land?)
    4. I come from? (Ich komme aus?)
    5. My country is? (Mein Land ist?)


    Herzallerliebste Spuren von Schulenglisch. Am Anfang haben wir das indische Englisch fast gar nicht verstanden, da gewöhnt man sich aber dran. Wir wissen ja nach mehreren Monaten auch, was die Inder wissen wollen. Manchmal fragen sie noch nach unserem „good name“, also unserem guten Namen. In Indien hat nämlich jeder einen guten Namen, auch ohne Kreditkarte.

In Varanasi haben wir uns zwei einfache Nummernschilder machen lassen, die deutschen Stempel sind hier eh unwichtig. Der Zusatz „Germany“ beantwortet jetzt aber schon mal vorab die wichtigste Frage.


Nun aber nach Nepal...ob da alles anders ist?